Nach der Flut
Emotionale Worte bei Scheckübergabe an die
Phillip-von-Boeselager-Realschule in Ahrweiler
„Es ist so nah, aber noch immer kaum zu realisieren.“ Mit diesen sehr emotionalen Worten schilderten Jule und Katharina, die beiden Schülersprecherinnen der Ahrweiler Realschule+, unserer SV und Vertretern der Schülerzeitung ihre Erlebnisse von der Flutnacht vom 14./15.7.2021 in Ahrweiler, die sie bis heute noch vor Augen haben und so schnell nicht vergessen werden. Heute, fünf Monate danach, durften unsere beiden Schülersprecher Wlad und Patrizia den Spendenscheck zusammen mit Schulleiter Dobbertin und unserer Elternsprecherin Frau Großstück an die Schule in Ahrweiler überreichen.
15.800 € - das ist die stolze Summe, die unsere Schule beim Spendenlauf im September erlaufen hat, um der Schule in Ahrweiler zu helfen. Eine Stellwand mit Informationen über die Flutkatastrophe, die Schüler der Karthäuser Schule im Erdkunde-Unterricht hergestellt hatte, zeigte auch Bilder und Fotos der Ahrweiler Schule. „Das waren die Klassenräume der 5er und 6er, alles weg.“ Die beiden Schülersprecherinnen zeigten auf die Fotos, auf denen sie ihre Schule erkannten, „es ist nichts mehr so wie es mal war.“
Wie ein Tsunami, so die beiden weiter, wälzten sich in dieser Nacht Wassermassen über den Schulhof, durch das gesamte Schulgebäude hindurch und stürzten in wenigen Sekunden alles ins Chaos. Schlamm, Gestank, Dreck, Trümmer, Zerstörung. „Es war wie im Krieg“, meinte Katharina nachdenklich.
„Wenn das Wasser kommt, da machst du nichts mehr“, so Schulleiter Lichtenthäler. Eindrucksvoll schilderte er, wie er in diesen Tagen und Wochen einen unglaublichen Zusammenhalt seiner Schüler spürte und er es so zusammen mit allen schaffte, seine Schule wieder “aufzubauen“. „Wir haben Eimerketten gebildet, um den ganzen Schlamm und Dreck aus den Klassenräumen, aus dem Keller, aus der Sporthalle raus zu bekommen“, erzählte Jule, „quer über den ganzen Schulhof. Da war jede Hand wichtig.“
Denn eigentlich sollten alle Schüler in die benachbarten Schulen verteilt werden, doch zusammen schafften sie das Unmögliche. Nur das obere Geschoss, in dem die 9er und 10er ihre Räume haben, blieb verschont. Dagegen verwüstete das Wasser die Kellerräume und das komplette Erdgeschoss, wo der Orientierungsstufe vor allem unterrichtet wurde. Heute stehen hier Container, in denen die Schüler lernen trotz des Lärms der laufenden Dieselmotoren vor der Tür. Heute versuchen Schüler und Lehrer so gut es geht, ein Stück Normalität in das Schulleben hineinzubringen.
Wie geht es den Schülern heute, wollten wir wissen. Die beiden Schülersprecherinnen erzählen von ihren Familien, die einfach Glück hatten, aber sie wissen auch von Mitschülern, die alles verloren haben. An sie und ihre Familien sind die Gelder auch gerichtet, die der Förderverein in den letzten Wochen erhalten hat. Klassenlehrer, Schulsozialarbeiter und Psychologen unterstützen die Schüler und ihre Familien, die es besonders schwer getroffen hat und die kein Zuhause mehr haben, was insbesondere in den Tagen vor Weihnachten nicht so einfach ist. „Manchmal, wenn es ganz schwer für einige ist, machen wir einen Ausflug, raus aus dem Dreck, weg von dem Lärm der Dieselmotoren und wir versuchen, den Kindern einen schönen Tag zu bieten.“ Auch dafür nutzt Schulleiter Lichtenthäler die Spendengelder.
Als Dankeschön hatte sich die Ahrweiler Schule etwas Besonderes ausgedacht: für die Schüler gab es eine Flasche Traubensaft von der Ahr, für die Erwachsenen eine Flasche Wein, an denen noch original der Schlamm aus der Flutnacht klebt. Beide Flaschen werden demnächst in einer Vitrine im Schulgebäude ausgestellt werden. Zum Schluss zeigte die Phillip-von-Boeselager-Schule ein „Dankeschön“-Video, in dem sie mit eindrucksvollen Bildern das Ausmaß der Katastrophe eingefangen hat, wie es heute dort aussieht und wie langsam wieder Schule möglich ist.
Eindrucksvolle Bilder – eindrucksvolle Worte, die wir heute gesehen und gehört hatten. Schade, dass wir aus coronabedingten Gründen nicht als gesamte Schulgemeinschaft bei der Scheckübergabe dabei sein konnten, beispielsweise mit einem Schulfest, aber vielleicht klappt im Sommer, eine sportliche Begegnung zwischen beiden Schulen, sei es als Fußballturnier oder als Sporttag, dies auf andere Weise nachzuholen. Mit diesen Gedanken auf ein Wiedersehen verabschiedeten wir unsere Gäste aus Ahrweiler, die symbolisch einen von den 5.-Klässlern selbstgestrickten Schal als Zeichen der Verbundenheit von der Karthause nach Ahrweiler mitnahmen.
"Vielleicht sehen wir uns im Sommer wieder!"
Emotionale Worte bei der Begegnung der Schülervertretungen der beiden Schulen:
links: Patrizia und Wlad von der Karthause und rechts Jule und Katharina aus Ahrweiler.
Text: Redaktionsteam der "Click On!"
Fotos: Patrizia Dona, Athittaya Jantaruang und Svenja Henge (alle 10 c) und Pascal Krason (8
c)
12.01.2022
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