Am 9. November 2022 haben wir uns von der AG „Demokratie leben - Stolpersteine“ in der Schule getroffen, um gemeinsam in die Stadt zu fahren. An dem Tag fand im Rathaus der Stadt Koblenz eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November 1938 statt. Zur Eröffnung sprach Frau Theis-Scholz, die Kulturdezernentin der Stadt Koblenz. Aus dem Geschichtsunterricht wussten wir bereits, dass die Nationalsozialisten 1938 in ganz Deutschland in der Nacht Ausschreitungen gegen die Juden durchführten. Auch hier in Koblenz wurde die Synagoge in Brand gesteckt und viele jüdische Geschäfte und Haushalte zerstört. Juden wurden misshandelt und gedemütigt.
Emilio Lutz ist ein Koblenzer Nachwuchstalent im Gitarre spielen. Als Schüler des Eichendorff-Gymnasiums hat er die Veranstaltung durch zwei Stücke musikalisch ausgeschmückt. Es war für uns faszinierend zu sehen, was für Musik man mit einer Gitarre spielen kann und seine Hingabe und Perfektion beim Spiel beeindruckte uns.
Ein Lehrer der St.-Franziskus-Schule in Koblenz stellte gemeinsam mit seinen Schülern die jüdische Familie vor, für die ihre Arbeitsgruppe im vergangenen Sommer Stolpersteine verlegt hat. Sie haben in der App „Pinboard“ eine Karte zu deren Geschichte erarbeitet, die wir per QR-Code einsehen konnten.
Besonders ergreifend fanden wir den Vortrag von Herrn Heimes. Er ist Autor und Buchhändler in Koblenz und hat bereits einige Werke zum Nationalsozialismus hier in der Gegend verfasst. In seiner Rede sprach er uns direkt an. Es war schön zu hören, dass wir mit unserer Arbeit etwas Besonderes machen. Er dankte uns für unseren Einsatz.
Durch das Putzen der Stolpersteine sorgen wir dafür, dass die Geschichte nicht vergessen wird. Herr Heimes sagte: „…. Wenn wir vergessen, war alles umsonst.“ Er erzählte uns dann von einer besonders emotionalen Begebenheit, die er mit einer Hinterbliebenen in den letzten Wochen erlebte. Kaum ein Auge blieb bei seinem Bericht trocken. Wir waren ergriffen.
Ebenso erging es den Vertretern der Jüdischen Gemeinde, die eigentlich gar keine Rede halten, sondern nur einen Psalm vortragen wollten. Die Dame war ebenso wie wir von Herrn Heimes Vortrag gerührt und sprach mit gebrochener Stimme. Sie sprach über ihre Familie und deren Verluste durch den nationalsozialistischen Terror und äußerte sich darüber, dass es eine tolle Sache sei, was in Deutschland durch die Stolpersteine passiere und dass sich so viele Schüler und Lehrer engagieren. Sie wünscht sich und uns, dass Krieg niemals wieder passieren darf.
Im Anschluss an diese lehrreiche und emotionale Veranstaltung erhielten wir ein neues Putzset für „unsere“ Stolpersteine und eine Rose für jede Stelle an der wir Steine pflegen und für die wir als Schule die Patenschaft übernommen haben.
Mit diesen Dingen machten wir uns auf in die Mainzer Straße zur Familie Sonnenberg, um deren Steine zu pflegen. Auch die neben „unseren“ Stopersteinen liegenden Steine für das Ehepaar Treidel haben wir mitgeputzt. Gemeinsam putzten wir die Steine, legten die Rose nieder, zündeten eine Kerze an und machten eine kleine Andacht für die Verstorbenen.
Danach sind wir gemeinsam in den Hüberlingsweg gefahren, um den Gedenkstein von Lydia Gryzenko ebenso zu pflegen und ihres Schicksals zu gedenken.
Es war ein besonderer Vormittag. Einerseits haben wir gehört, was den Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus furchtbares passierte, deren Schicksal uns traurig macht, andererseits war es schön etwas zum Gedenken dieser Menschen zu tun. Wir sind stolz, dass wir uns für diese Menschen einbringen können. Ihre „Denkmale“ zu pflegen ist uns eine Ehre. Wir fanden es auch schön, dass unsere Arbeit von Herrn Heimes so positiv bewertet wurde. Das gab uns ein gutes und wertschätzendes Gefühl.
Maik, Arya und Frau Rittscher – AG Demokratie leben
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