„Mensch achte den Menschen!“

 

Abschlussschüler der Realschule plus auf der Karthause

besuchen die Gedenkstätte Hadamar

Hadamar – ein kleines Städtchen in Hessen, ein wenig Regen liegt in der Luft, als wir dort ankommen, ein leichter Nebel hängt über dem Berg, auf dem wir die Umrisse der Klinik erkennen.

Nur wenige Menschen wussten zunächst, was hinter den Mauern des Klinikums auf dem Berg über Hadamar damals wirklich geschah.

 

Etwa 110 Abschlussschüler der Stufen 9 und 10 der Realschule plus auf der Karthause haben sich mit ihren Lehrern auf die Spuren der NS-Geschichte nach Hadamar begeben. Diese Exkursion wurde durch die Partnerschaft für Demokratie Koblenz im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" und das Kultur- und Schulverwaltungsamt der Stadt Koblenz gefördert. 

 

Im letzten Jahr haben wir als Schulgemeinschaft einen Stolperstein für Edmund Zimmer in der Chlodwigstraße in Koblenz verlegt. Edmund Zimmer war ein Opfer des nationalsozialistischen Regimes, das in Hadamar ermordet wurde. Er war einer von 10.000 Menschen, die im Zeitraum von Januar 1941 bis August 1941, also innerhalb von nur 8 Monaten an diesem Ort brutal und gnadenlos ermordet wurden, nur weil sie unter körperlichen und geistigen Behinderungen litten oder einfach nicht den Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen. 

 

Diese harten Fakten, die wir während unseres Rundgangs durch die Gedenkstätte hörten, waren uns nicht neu, denn wir wurden darauf im Geschichts-, Sozialkunde- sowie auch Religionsunterricht und durch die Auseinandersetzung mit dem schrecklichen Schicksal von Edmund Zimmer vorbereitet. Dennoch hier zu stehen und zu wissen, was sich hier abgespielt hatte, ist etwas ganz anderes, es ist belastend und ließ uns alle sehr nachdenklich werden. 

 

Im Jahr 1941 „arbeiteten“ ungefähr 100 Personen zumeist freiwillig in der Tötungsanstalt. Die Patienten wurden mit grauen Bussen der Transportgesellschaft, welche der ‚Aktion T4‘ angehörte, nach Hadamar gebracht und in der hierfür erbauten Garage abgeladen. Wir standen an diesem nasskalten Morgen in der noch erhaltenen, kalten Busgarage aus dunklem Holz und versuchten uns vorzustellen, wie diese Menschen sich gefühlt haben mussten, wenn sie hier aus den grauen Bussen ausstiegen und durch den Hintereingang, in die Klinik geführt wurden.

 

Die psychisch und physisch erkrankten und behinderten Menschen wurden in einer Gaskammer im Keller ermordet, die nicht größer war als manch ein Kinderzimmer. Es waren Ärzte, deren eigentliche Aufgabe es ist, Menschenleben zu heilen und zu retten, die den Gashebel umlegten und das tödliche Kohlenmonoxid in die Gaskammer einströmen ließen. Menschenverachtend töteten sie hier wie am Fließband. Wir standen schweigend und sehr bedrückt in diesem Keller. 

 

Hadamar – ein Ort, der uns mahnend bis heute viele Fragen stellt. Wie konnte das geschehen? Wie war das möglich geworden? Eine menschenverachtende Maschinerie des Tötens. „Mensch achte den Menschen“ – so steht es heute auf der Stele auf dem Friedhof oberhalb der Klink, der von den Nazis damals als Massengrab benutzt wurde. Als wir vor dem Denkmal stehen, richtet sich der Appell explizit an uns. Wir werden aufgerufen: „Schätze, was bis heute so wichtig und wertvoll ist: Achtung, Toleranz und Respekt voreinander!“ 

 

Dieser eindrucksvolle Ausflug hat uns nachdrücklich vor Augen geführt, wie wichtig die Auseinandersetzung für uns Schüler mit demokratischen Grundwerten ist und dass wir diese Werte auch in unserer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf der Karthause jederzeit leben wollen. 

 

(SchülerInnen der Schülerzeitung der Realschule plus auf der Karthause mit Frau Herz und Frau Rittscher)